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Buch Review: Phoolan Devi – Königin der Banditen

Graphic Novel


Phoolan Devi – Königin der Banditen

von Claire Fauvel

bahoe books 2020

22 • 30 cm | Hardcover
226 Seiten | € 24,00
ISBN 978-3-903290-22-8
Neuerscheinung - Juni 2020

Das Buch beim Verlag

Klappentext

„Niemand konnte Phoolan Devis außergewöhnlichen Lebensweg voraussehen. Sie wird 1963 in Nordindien in eine sehr niedrige Kaste geboren und von Kindheit an mit Armut, Gewalt und Ungerechtigkeit konfrontiert. Im Alter von 11 Jahren erfolgt die Zwangsheirat mit einem 35-jährigen Mann. Als er sie missbraucht, läuft sie davon – zurück zu ihren Eltern. Doch die ganze Dorfgemeinschaft grenzt sie ab diesem Zeitpunkt aus. Erlösung findet sie erst durch einen Überfall einer Banditenbande, der sie sich anschließt. Von diesem Moment an hört sie nicht mehr auf für Gerechtigkeit zu kämpfen und die Schwächsten zu schützen.”

Claire Fauvel nimmt sich der Geschichte von Phoolan Devi an, basierend auf dem Autobiografischen Roman „Moi, Phoolan Devi, reine des bandits“ welcher 1996 erschien. Sie nimmt die Worte von Phoolan, welche Analphabetin war und für den Roman ihre Lebensgeschichte diktierte, und wandelte sie in Bilder um. Heraus gekommen ist ein über 200 Seiten starker Graphic Novel den ich nicht aus der Hand legen konnte. Die gezeichneten Bilder und die kurzen Texte arbeiten unglaublich gut zusammen und ergeben eine intensive Erzählung die mich bis zum Schluss nicht losgelassen hat. Das liegt vor allem an der Geschichte und den Geschehnissen in ihr selbst, zum anderen schafft Claire Fauvel einen sehr gut strukturierten Aufbau von Panels, Ausschnitten und Colorierung. Besonders die Wechsel zwischen Tag und Nacht sind zeichnerisch toll gemacht und lassen die Geschichte sehr nah erleben. Wo manch andere Graphic Novels zu viel oder zu wenig zeigen findet sich hier eine Balance zwischen Füllbildern, nötigen Informationen, expliziten Darstellungen von u.a sexualisierter Gewalt aber auch Verbundenheit und Freude. Die dargestellten Personen um Phoolan sind nicht nur Beiwerk sondern bekommen, alle von Ihnen, einen klaren Charakter, der entsprechend in den Bildern transportiert wird. Der unaufgeregte, ehrliche und angenehm farblich gestaltete Stil von Fauvel hat mir dabei besonders gut gefallen. So lernen wir beim lesen und betrachten eine Gesellschaft kennen die auf den ersten Blick anders ist als die unsere (sog. westliche) doch am Ende ebenso Strukturen aufweist die sich auch bei uns, und überhaupt auch weltweit finden lassen. Die Ausbeutung von Armen und vermeintlich Schwachen Menschen, die systematische Unterdrückung und Misshandlung von Frauen* durch eine patriarchale Vorherrschaft und die Korruption von Politik und Behörden.

Phoolan Devi hat all das bekämpft und ihre Geschichte soll noch lange erzählt werden! Sie reiht sich ein in die immer mehr auftauchenden Geschichten von starken Frauen* die sich diesen ungerechten Systemen von Ausbeutung und Unterdrückung widersetzen und von denen wir nur lernen können. Wir lernen außerdem, dass auch wenn wir nicht wissen sollten was an den Orten ist an dem die Sonne untergeht, können wir empathische Lebewesen sein die hohe ethische und moralische Ansprüche haben und ein solidarisches miteinander anstreben.

Jay Phoolan Devi!!

Triggerwarnung: In dem Buch gibt es explizite Szenen von mitunter tödlicher so wie sexualisierter Gewalt.

 
Timo F